Rollenspielbücher 2021: Highlights und Tiefpunkt
Das vergangene Jahr 2021 hat einige interessante Rollenspielpublikationen hervorgebracht. Ich möchte euch hier meine beiden persönlichen Highlights kurz vorstellen und auch meinen Tiefpunkt.
Highlights
Broken Compass
Unter allen Spielen sticht das Indie-Spiele Broken Compass des italienischen Verlags Two Little Mice eines für mich besonders hervor. Warum mich dieses Spiel so begeistert, lässt sich leicht erklären: Ich bin ein großer Fan des Abenteuer-Genres, von Filmen wie Indiana Jones, Serien wie Relic Hunter und Hooten and the Lady und vor allem auch den Spielereihen Uncharted und Tomb Raider.
Genau dieses Genre bedient Broken Compass. Trotzdem ist es hier aber das nicht Setting, sondern die Regeln, die mich an diesem Spiel haben einen Narren Fressen lassen. Das Setting ist nur vage dieses Abenteuer-Genre, aber die Regeln untertützen es voll und ganz. Sie sind leicht, eingängig und cineastisch. Sie unterstützen einen Spielstil, der dem Genre gerecht wird und erleichtern Improvisation durch die Spielleitung. Ein Pluspunkt ist auch, dass sich andere Hindernisse und Bedrohungen im Spiel gleichwertig zum Kampf anfühlen.
Wer selbst einmal reinschauen möchte, findet auf der Website einen guten Quickstarter.
(Bild: 2LM)
The Troubleshooters
Auf ein anderes Spiel bin ich erst relativ am Ende des vergangenen Jahres aufmerksam geworden. The Troubleshooters dreht ebenfalls um klassische Abenteuer, allerdings solche aus einer ganz anderen Richtung. Es lehnt sich an franko-belgische Comics wie Tim & Struppi, Spirou und Fantasio oder Yoko Tsuno an, um nur ein paar der bekanntesten Reihen zu nennen. Als ich die Artworks das erste Mal gesehen habe, habe ich mich sofort in dieses Spiel verliebt. Voller Nostalgie-Flash!
Ich habe das Grundbuch noch nicht komplett durch, aber es hat mich bisher nicht enttäuscht. Es hat ein sehr klassisches Regelwerk, das auf dem W100-System Basic Roleplaying basiert, wie man es auch aus Call of Cthulhu kennt. Allerdings in einer stark modernisierten Version, die die Regeln deutlich von ihrem Staub befreit. Das Artwork ist wie erwartet großartig und alles ist liebesvoll gestaltet.
Auch die bisherigen Abenteuer sind ganz im Geiste der Vorlagen. Drei könnt ihr euch auf der Website des Verlags Helmgast herunterladen, inklusive Quickstart-Regeln und den sehr liebenswerten, vorgefertigten Charakteren.
(Bild: Helmgast/Modiphius)
Honorable Mention: Dune -Adventures in the Imperium
Das Dune 2021 mit Denis Villeneuves Verfilmung seine Position auf den Spitzenplätzen der Popkultur eingefordert hat, dürfte wohl an niemandem vorbeigegangen sein. Passend dazu hat Modiphius ein Rollenspiel auf Basis seines hauseigenen Regelsystems 2D20 herausgebracht. Herausgekommen ist dabei ein optisch eindruckvolles Buch, das durchaus als erste Wahl gelten kann, wenn man dieses Setting bespielen will.
Was allerdings den Gesamteindruck trübt, ist die Sperrigkeit dieses Regelwerkes. Viele Regeln haben eine hohe Abstraktionsebene, was es schwer macht, sie beim Lesen zu verstehen. Auch wurden meiner Meinung nach oft die falschen Schwerpunkte im Buch gesetzt, weshalb ich einige Dinge vermisst habe, anderes aber unnötig aufgebläht ist. Ein solides System mit Potential, aber kein persönliches Highlight.
Tiefpunkt
ALIEN RPG – Colonial Marines Operations Manual
Wer meinen Blog verfolgt, konnte es sich vielleicht schon denken. Immerhin habe ich schon einen Artikel, in dem ich meine Enttäuschung über dieses Buch zum Ausdruck gebracht habe.
Das Colonial Marines Operations Manual für das Alien RPG hat in seiner Beschreibung viel versprochen, aber kaum etwas geliefert. Statt nützlichen Infos gab es Seitenweise öde Zeitleisten und Allgemeinplätze. Am Ende wusste ich weder mehr über die Colonial Marines noch über die Welt, in der sie sich bewegen. Die Kampagne dazu war eher eine lose Ansammlung von Szenarien mäßiger Qualität, die in hässlicher Präsentation.
Ich mochte das Alien RPG sehr gerne und habe mich daher sehr auf das Buch gefreut. Aber obwohl ich jedem Kapitel neu die Chance gegeben habe, mich zu überzeugen, hatte nie das Gefühl etwas nützliches zu lesen.
Für mehr Details lest meine Rezension auf teilzeithelden.de.
(Bild: Free League Publishing)
Das waren sie
…meine beiden Highlights und der Tiefpunkt unter den Rollenspielbüchern aus 2021. Was waren eure Favoriten? Welches Buch fandet ihr besonders schwach?
2 Kommentare
Tim
Schöne Auswahl. Besonders bei den „Troubleshootern“ kann ich die Flash voll und ganz nachvollziehen. Ich freue mich schon auf die Übersetzung.
Einzig das Artwork ist da nicht durchgehend perfekt, speziell im Setting-Teil. Aber die Mechanik mag ich sehr, auch wenn man die vermutlich erstmal etwas erleben muss, um ein Gefühl für die Verwendung der Ticks zu bekommen.
Lord of the Manor
Danke 🙂
Ja, jetzt wo ich auch in der Weltbeschreibung bin, habe ich auch festgestellt, dass die Illustrationen da insgesamt von bedingter Qualität sind. Hintergründe sind gut, Personen eher na, ja… Aber was Ronja Melin gemacht hat ist dafür absolute Spitzenklasse!
Ich freue mich auch auf die Übersetzung. Habe letztens ein Interview mit den beiden von Green Gorilla gesehen. Echt sympathisch und schon deshalb unterstützenswert.